Wenn die Zähne in Kontakt mit Säuren kommen und es daraufhin zu einem oberflächlichen Verlust an Zahnhartsubstanz kommt, spricht man von sogenannten dentalen Erosionen (ICD-10: K03.9 – Krankheit der Hartsubstanz, nicht näher bezeichnet).
Bei den Säuren handelt es sich entweder um endogene (körpereigene) Säuren oder exogene (körperfremde) Säuren. Dieser Prozess läuft ohne die Beteiligung von Bakterien ab, also anders als bei Karies oder Parodontitis.
Normalerweise besteht in der Mundhöhle ein Gleichgewicht zwischen Demineralisation und Remineralisation des Zahnschmelzes. Wird dieses Gleichgewicht zugunsten der Demineralisation gestört, kommt es zum Auftreten erosiver Zahnhartsubstanzveränderungen.
Erosionsindex (nach Lussi et.al.):
- Grad 0 – Keine Erosion
- Grad 1 – oberflächlicher Schmelzverlust
- Grad 2 – auf weniger als der Hälfte der Zahnoberfläche freiliegendes Dentin
- Grad 3 – auf mehr als der Hälfte der Zahnoberfläche freiliegendes Dentin
Symptome – Beschwerden
Dentale Erosionen verursachen zunächst keine Beschwerden. Erst wenn so viel Zahnschmelz verloren gegangen ist, dass das Dentin (Zahnbein) frei liegt, treten Schmerzen und Temperaturempfindlichkeit auf.
Dentale Erosionen können alle Zähne betreffen. Patienten, die unter Bulimie oder Reflux leiden, weisen häufig Erosionen an den Rückseiten der Oberkieferschneidezähne auf. Im Gegensatz dazu kommt es bei Säureeinwirkung von außen eher auf den Vorderseiten der Zähne zu Erosionen.
Pathogenese (Krankheitsentstehung) – Ätiologie (Ursachen)
Die körpereigene Magensäure kann Erosionen verursachen, wenn Magen-Darm-Störungen mit saurem Aufstoßen oder dem Rückfluss von Magensäure (Refluxkrankheit) vorliegen. Aber auch Patienten, die an Essstörungen wie Anorexia nervosa (Magersucht) oder Bulimie (Ess-Brech-Sucht) leiden, weisen oftmals deutliche Erosionen im Bereich der Zähne auf.
Die häufigsten Säuren, die dem Körper von außen zugeführt werden, sind Säuren in Nahrungsmitteln und Getränken. Dazu zählen insbesondere Fruchtsäfte oder kohlensäurehaltige Getränke sowie eine einseitige stark obsthaltige Ernährung. Ein weiterer Risikofaktor ist die berufsbedingte Säureexposition.
Nahrungsmittel, die Calcium und Phosphat enthalten, wirken weniger erosiv als solche ohne diese Zusätze. Dazu zählen unter anderem Milch und Milchprodukte.
Auch der Speichel kann die Entstehung von Erosionen begünstigen, wenn seine Funktionen – unter anderem das Neutralisieren von Säuren – oder seine Zusammensetzung – Calcium und Phosphat puffern Säuren – gestört sind.
Bestimmte Medikamente können die Speichelmenge senken und so ebenfalls das Auftreten erosiver Veränderungen begünstigen. Dazu zählen unter anderem:
- Anticholinergika – Arzneimittel gegen Blasenschwäche
- Antiemetika – Arzneimittel gegen Übelkeit und Erbrechen
- Antihistaminika – Arzneimittel gegen Allergien
- Antiparkinsonmittel – Arzneimittel gegen die Parkinson-Krankheit und
- Tranquilizer (Beruhigungsmittel)
Folgeerkrankungen
Folgen von dentalen Erosionen sind schmerzempfindliche Zähne. Des Weiteren stellen die erosiven Veränderungen eine ästhetische Beeinträchtigung dar.
Diagnostik
Erosionen können mittels Blickdiagnostik festgestellt werden. Eine allgemeine Anamnese sowie eine Ernährungsanamnese geben wichtige Hinweise auf die mögliche Ursache der Erosionen. Gegebenenfalls sollte ein Psychologe hinzugezogen werden, soweit der Verdacht auf Anorexia nervosa oder Bulimie besteht oder die Patienten dies selbst angeben.
Auch eine ausführliche Medikamentenanamnese sollte erfolgen, da viele Medikamente die Speichelsekretion hemmen können.
Eine Speichelanalyse gibt Hinweis darauf, ob der Speichel in seiner Menge, Pufferkapazität (die Fähigkeit, Säuren zu neutralisieren) oder Viskosität so beeinträchtigt ist, dass dies die Entstehung von Erosionen begünstigt.
Therapie
Um das Fortschreiten der Erosionen und somit den Verlust von Zahnhartsubstanz zu verhindern, muss zunächst die Ursache festgestellt und therapiert werden.
Oftmals wissen die betroffenen Patienten nicht, was die Erosionen bedingt. In diesem Fällen empfiehlt es sich, ein Ernährungstagebuch über einige Tage führen zu lassen, um einen möglicherweise häufigen Konsum säurehaltiger Nahrungsmittel und/oder Getränke aufzudecken.
Als lokale therapeutische Maßnahme empfiehlt sich die Verwendung von Fluoridprodukten. Dadurch kommt es zu einer Remineralisation im Bereich des Zahnschmelzes. Gleichzeitig bildet das Fluorid eine Schutzschicht auf der Zahnoberfläche, welche den Zahn vor Säureangriffen schützt und so mitunter das Ausmaß der Erosionen verringern kann.
Die Methode ist insbesondere bei Patienten mit nächtlichem Reflux oder Aufstoßen sinnvoll.
Bei Patienten, deren Erosionen durch Nahrungsmittel und Getränke verursacht werden, ist eine Ernährungsberatung sinnvoll.
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